Sehr geehrte Herr Präsident,
sehr geehrte hohe Vollversammlung,
liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Landwirtschaft,
wir befinden uns an einem Wendepunkt. Nicht zum ersten Mal in der Geschichte der österreichischen Landwirtschaft – aber vielleicht an einem der kritischsten seit Jahrzehnten.
Denn was sich in den letzten Jahren auf unseren Höfen abspielt, ist nicht bloß ein Strukturwandel.
Es ist ein Stillstand mit Ansage, ein schleichender Rückzug aus der Fläche, der uns alle betrifft.
Das, was wir Bauern seit Jahren erleben, nennen andere nüchtern "Anpassung an den Markt". Ich nenne es, wie es ist: Bauernsterben. In nur drei Jahren haben rund 10.000 bäuerliche
Betriebe in Österreich geschlossen. Zehntausend. 2023 gab es 9 % weniger Bauern als 2020. Das sind nicht nur Zahlen, das sind Existenzen. Menschen, Familien, Lebenswerke, Werke von Generationen,
die still aufgegeben wurden. Und dabei reden wir nicht von Leuten, die gescheitert sind. Nein – wir reden von Bäuerinnen und Bauern, die alles gegeben haben. Für ihre Tiere, für ihre Felder, für
den Wald, für ihre Heimat. Und die trotzdem nicht mehr konnten.
Eine Funktionierende Agrarpolitik widerspiegelt sich nicht in 80 % Wählerstimmen , wo die Hälfte keine Bauern sind, sondern am zusperren der Höfe. Es geht im Ländlichen Raum extrem
wichtige Wertschöpfung verloren. Im Berggebiet wo die Bewirtschaftung nicht umgestellt werden kann, zeichnet sich das schon extrem ab. Die Kälber-Auftriebszahlen der
Rinderversteigerung widerspiegeln dies. Auch da werden es immer weniger. Noch extremer ist der Strukturbruch in den sogenannten Gunstlagen. Es gibt in Niederösterreich Gemeinden in
Gunstlagen, in denen seit dem EU-Beitritt Österreichs über 80 % der Bauern ihre Hoftore für immer geschlossen haben.
Wir hören dann oft: "Die Landwirtschaft bekommt doch Milliarden an Förderungen." Ja, auf dem Papier vielleicht. Die AMA gibt an, 2,84 Milliarden Euro jährlich in die Landwirtschaft auszuzahlen.
Aber was kommt tatsächlich bei den Bauern an? Nur rund 1,5 Milliarden, sagt der Bundesminister selbst. Wo sind die restlichen 1,34 Milliarden? Der Rest verschwindet – in Verwaltung, in
undurchsichtigen Programmen, in Fördertöpfen, von denen kleine und mittlere Betriebe wenig bis gar nichts sehen. Und gleichzeitig steigen für genau diese Betriebe die Auflagen, die Ausgaben wie:
SVS, Betriebsmittel, Kammerumlage, Steuern, diverse Mitgliederbeiträge, der Druck, die Verantwortung – bei immer weniger Einkommen.
Was wir sehen: Immer weniger Bauern bewirtschaften immer größere Flächen. Sie halten mehr Tiere, stemmen mehr Aufwand, erfüllen mehr Vorgaben. Und trotzdem bleibt am Ende weniger. Weniger Geld, weniger Zeit, weniger Zukunft. Und mit jeder neuen Verordnung, mit jedem neuen Formular, das in der Kammer aufliegt, kommt noch mehr Bürokratie dazu. Zum Beispiel, das messen der Schwimmschicht in der Güllegrube zweimal im Jahr. Ich frage Sie ganz ehrlich: Wie lange soll das noch gut gehen? Entwaldungsverordnung wird ein Bürokratiemonster, obwohl die Waldfläche zu nimmt. Ab 2026 soll für jeden Verkauf von Holz, Soja und Rindfleisch eine Referenznummer beantragt werden. Wenn ein Bauer ein Holzbloch verkauft, braucht er eine Referenznummer, wenn er Schleifholz verkauft, braucht er eine Referenznummer, wenn er Hackgut verkauft, braucht er eine Referenznummer, wenn er Scheiter verkauft, braucht er eine. Was ist das für ein Schwachsinn.
Vielleicht sollte man sich da ein Beispiel an der Wirtschaftskammer nehmen und mal sagen die Land- und Forstwirtschaft macht das nicht. Ist nicht durchführbar.
Ein Beispiel, das viele von uns betrifft, ist das Thema Gülle. In der Praxis wird die Rohgülle TS 10 bis 12 % immer mit Brauchwasser verdünnt. Der TS-Gehalt – also die
Trockensubstanz – sinkt drastisch, teilweise auf die Hälfte, es ist unumgänglich das jährlich zu erfassen und in TIHLO miteinzubeziehen. So würden die Richtlinien sofort erfüllt. Meiner Meinung
nach müssen die Blockaden von Herrn Pöllinger und Herrn Hölzl sofort aufhören. Zum Wohle unserer Bauern. Der UBV hat oftmals darauf hin gewiesen. Leider wurden wir nicht ernst genommen. Irgendwer
muss da mal gerade stehen und den Kopf hinhalten. Wir haben die Lösung, es ist alles belegt und bewiesen.
Die Gülle rottet, daher wird der Geruch (Schwefel) verringert, der Ammoniak wird fest in die Flüssigkeit gebunden, kann somit nicht Ausgasen, was in Ortsnähe sehr wichtig sein kann (Beschwerden).
Ich bin der Meinung, wenn wir Bauern ein besseres Image haben wollen, müssen wir das Thema Geruch in den Griff bekommen. Aber das wichtigste ist, durch die Rotte wird die TS verringert, in 1 Jahr
sogar halbiert. Ich höre immer die Gegenargumente: Wasserfahren. Die Praxis zeigt: 1 m³ Rohgülle mit TS 10 und 1 m³ Wasser sind nicht 2 m³, sondern ca 1,75 m³. Die Rohgülle saugt die H²O-Moleküle
(das Wasser) auf. Durch das Wasser kann die Gülle optimal Rotten. Mit einem Rottebeschleuniger noch schneller. Was sehr wichtig ist, wenn es auch nur 3 Monate sind.
Und dann kommt die NEC-Richtlinie Ammoniakemissionsverordnung. Die verlangt, dass bis Ende 2026 geprüft wird, ob die bodennahe Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern gesetzlich verpflichtend wird. Ich sagte es in meinen letzten Reden schon: Das wird sich schwer ausgehen. Nicht unter den derzeitigen Bedingungen. Nicht mit den Zahlen der Ställe die umgebaut werden. Vor allem nicht mit den Tierwohlställen, bei denen der Emissionsfaktor 1:3 ist. Die Ausbringmenge in Österreich von über 15 Millionen Kubikmetern Gülle bodennah bis 2030 sehe ich auch sehr hochgegriffen. Es geht also nicht nur darum, was wir tun wollen – sondern auch darum, was realistisch und was finanzierbar ist. Für die Bauern.
Und dazu braucht es Wissen. Fachwissen. Praxiswissen. Unabhängiges Wissen.
Ein Beispiel: Bernhard Tafelmeier-Marin, ein Fachmann aus der Praxis, hat an der UNECE-Guideline mitgearbeitet. Diese internationale Empfehlung zeigt auf, dass verdünnte Gülle geringere
Ammoniakemissionen verursacht – da sie schnell in den Boden eindringt und die Ausbringung auch mit herkömmlicher Technik möglich ist, wenn man sie richtig eingesetzt wird. Warum sitzt so jemand
nicht fix in unseren Ausschüssen? Warum wird diese Expertise nicht genutzt? In Deutschland wurde die Bodennaheausbring-Verpflichtung so entschärft, es konnten so Tausende Betriebe gerettet
werden.
Stattdessen erleben wir, dass auf Veranstaltungen, wie der Wieselburger Messe, dass der Kammerobmann lautstark auftritt, hysterisch auf sachliche Anliegen der Bauern schreiend umherirrt, aber
konkrete Antworten schuldig bleibt. Argumente wie "das haben wir in den 1990er Jahren schon im Josephinum gelernt" (Warum wird dann die GGV 1:1 mit allen Mitteln verhindert), oder "die
Kosten des Wasserfahrens" oder "die Kosten des Rottebeschleunigers" ... Bei der bodennahen Ausbringung, bei der, der Verteiler alleine schon 40.000 Euro kostet ist das kein Thema. Mit Rufen
allein werden keine Probleme gelöst.
Unsere Betriebe brauchen objektive Information um so das Beste für ihren Betrieb zu entscheiden. Und hier sage ich es ganz klar: Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich und
die Bezirksbauernkammern müssen endlich ihrer Verantwortung nachkommen. Sie müssen informieren statt beschwichtigen. Die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt, damit jeder Landwirt für
seinen Betrieb das entscheiden kann, was auch tragbar ist – technisch, rechtlich und finanziell. Ich habe das Gefühl, dass die Kammer aktuell eher blockiert als begleitet. Und das darf nicht
sein. Wir dürfen nicht warten, bis 2026. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass sich irgendwas „von selbst“ ergibt. Die Rahmenbedingungen, die Investitionen, die Kosten fressen unsere
Familienbetriebe zusammen. Ich würde mir schon wünschen, dass wir beim Gülle Thema alle zusammen helfen um so das beste für unsere Betriebe zu erreichen. Wenn wir weiter zuschauen,
verlieren wir nicht nur Betriebe – wir verlieren Vertrauen. In die Politik. In die Kammer. In das System. Und das können wir uns nicht leisten.
Ich danke Ihnen.
Bezugnehmend auf den Artikel "Bauernbund verlangt Stopp für Ukraine-Importe" vom 29. Mai 2025 hält der Unabhängige Bauernverband (UBV) fest, das die im Artikel behandelten Themen bereits im Dezember 2023 und im April 2024 vom UBV in Resolutionen in der Vollversammlung der Landeslandwirtschaftskammer gefordert wurden.
Damals hat sich der Bauernbund genau gegen diese im Artikel erwähnten Forderungen ausgesprochen! Schön, dass die Forderungen des UBV endlich in der Bauernbund-Zeitung veröffentlicht werden!
UBV Anträge nachzulesen unter: LLWK-Anträge
Im nachstehenden Artikel (Download) lesen Sie worauf Sie als betroffener Grundeingentümer besondern achten müssen.
Es geht um folgende Punkte:
Auf Bezirksebene ist der UBV mit insgesamt 54 Kammerräten vertreten. Wir gratulieren den neuen UBV BBK-Räten und wünschen alles Gute für die Arbeit in der Kammer im Sinne der Bauern und der ländlichen Bevölkerung.
Bezirk St. Pölten
Am Bild v.l. UBV BBK-Räte Alois Singhofer aus Traismauer, Erich Altenriederer aus Nußdorf ob der Traisen, Albert Huber aus Prinzersdorf und Christian Dockner aus Nußdorf ob der Traisen mit Landesobmann Herbert Hochwallner aus St. Peter in der Au. BBK-Rat Franz Leeb aus Herzogenburg ist nicht am Bild.
Bezirk Melk
Am Bild v.l. UBV BBK-Räte Franz Fink aus Kilb, Gerhard Schönbichler und Sonja Schönbichler aus Krummnußbaum, Gottfried Leitner und Stefan Scheibreithner aus Hofamt Priel.
Bezirk Scheibbs
Am Bild vordere Reihe: Josef Handl aus Oberndorf, Daniel Glinserer aus Lunz am See, Thomas Erber aus Wolfpassing und Johannes Grollhofer aus St. Georgen
Hintere Reihe: Leopold Fuchs aus Wieselburg, Martin Gruber aus Scheibbs, Christian Handl aus Oberndorf, Johannes Teufl aus Reinsberg
Unsere neuen UBV BBK-Räte in Amstetten
Bei der konstituierenden Vollversammlung der BBK Amstetten am 5.5.2025 brachte der Unabhängige Bauernverband einen Dringlichkeitsantrag zum Thema Glasfaserausbau ein. Der Antrag wurde vom
Kammerobmann Pum nicht angenommen und somit hat er klar gegen die Geschäftsordnung verstoßen. Kammerobmann Andreas Pum wurde gegen die Stimmen des UBV zum Kammerobmann gewählt.
Am Bild v.l. die BBK-Räte Leopold Sonnleitner aus Seitenstetten, Johannes Edermayr aus Biberbach, Reinhard Peham aus Zeillern, Franz Spreitz aus Ertl, Kammerobmann Ing. Andreas Pum,
Landeskammerrat Herbert Hochwallner aus St. Peter in der Au, Felix Buchner aus Stadt Haag, Wolfgang Galdberger aus Aschbach, Johann Pechhacker aus Neuhofen an der Ybbs, Markus Stolz und Andreas
Schoder aus Zeillern.
Bezirk Neunkirchen
Am Bild v.l. Kammerobmann Thomas Handler mit den UBV BBK-Räten Erwin Haider aus Raach am Hochgebirge und Anton Lackner aus Thomasberg sowie LK-Rat Herbert Hochwallner aus St. Peter in der Au.
Bezirk Wiener Neustadt
Am Bild v.l. Kammerobmann Manuel Zusag mit den UBV BBK-Räten Stefan Hofleitner aus Kirchschlag, Andreas Trimmel aus Wiesmath, David Stocker ebenso aus Kirchschlag und LK-Rat Herbert Hochwallner
aus St. Peter in der Au.
Der UBV tritt zum zweiten Mal allein und als einziger Unabhängiger Bauernverband bei der LK-Wahl wieder an. Das Ziel ist eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses der letzten Wahl. Damals
gelang es dem UBV als einzige Alternative zum Bauernbund in die Landeskammer einzuziehen. Trat man bei der letzten Wahl in 8 Bezirken an, so sind es dieses Mal 16 Bezirke, wo der UBV konkret auch
für die Bezirkskammer kandidiert. Insgesamt kandieren rund 100 Bäuerinnen und Bauern für den UBV bei der Landwirtschaftskammerwahl am 9. März!
Der UBV übte zur generellen Art und Weise – die Kammerwahl, das Kammerwahlgesetz usw. betreffend heftige Kritik. Die aktuellen Regulierungen erinnern an das tiefste Mittelalter, sie haben mit
echter Demokratie nichts am Hut. Der UBV fordert dazu den Rücktritt des zuständigen Agrarlandesrat LH Stv. Stephan Pernkopf. Sein Wirken in diesem Zusammenhang sei einer Demokratie unwürdig,
betont UBV-Obmann LKR Herbert Hochwallner: Wie man generell sich schon fragt, wieso man im Niederösterreichischen Landtag nicht fähig oder willens ist, eine Wahlkampfordnung und ein Wahlrecht so
zu gestalten, dass es fair wie korrekt und gerecht ist.
Der UBV tritt bei der Wahl deshalb an, und Bäuerinnen wie Bauern engagieren sich deshalb im UBV, weil in der Landwirtschaft - vorne wie hinten - eigentlich kaum mehr was wirklich passt. Die
Bauerneinkommen sind jenseits von Gut und Böse. Die Bauern werden von Brüssel bis Wien mit Auflagen und Hürden sowie komplett untauglichen Spielregeln und Vorgaben zugeschüttet, sodass sie
schlicht und ergreifend kaum mehr ein Einkommen erwirtschaften können. Die Konsequenz ist, dass die Bauern die Betriebe schließen bzw. aufhören. Den von Verlusten oder dem ständigen Dazuzahlen
kann kein Bauernhof überleben. Das scheint all jenen Bauernvertretern, die ihr Einkommen aus Funktionen schöpfen und nicht mit der Arbeit am Betrieb verdienen nicht mehr bewusst zu sein.
Die engagierten Bäuerinnen wie Bauern sind echte, aktive Bauern. Sie wollen weiter Bauern bleiben, in den Regionen draußen ihr Land bewirtschaften und regionale Lebensmittel erzeugen. Gehen die
Bauern, wird das Land, welches Millionen an Bürgern, Gästen, Touristen noch lieben und sich daher dort gerne erholen, außer Wald nichts mehr sehen. Dazu wird die regionale Versorgung von
Lebensmitteln nicht mehr möglich sein. Mit der aktuellen Bauernvertretung, die zu lange eine Art Monopolstellung hatte, wird sich bei der Agrarpolitik nichts mehr ändern. Und damit auch nichts
für die Bauern. Die aktuelle Bauernvertretung schwört auf die EU-GAP, die gemeinsame EU-Agrarpolitik!
Dieses System ist aus der Sicht des UBV komplett gescheitert. Die EU-Agrarpolitik ist für Konzerne ausgerichtet und zerstört, vernichtet die bäuerlichen Betriebe in der ganzen EU, insbesondere
aber in den Regionen der Alpen und damit in unseren unmittelbaren Lebensräumen. „Wir wollen das nicht, wir wollen es anders“, betonten die Verantwortlichen beim UBV. Wer also will, dass sich für
die Bauern etwas gravierend ändert, der muss am 9. März den UBV wählen. Der UBV ist bei der Kammerwahl in Niederösterreich die einzige echte, ernsthafte Alternative zum bisherigen
BB-Agrarregime.
Die wichtigsten Anliegen, Forderungen bzw. konkreten Lösungsvorschläge aus der Sicht des UBV finden sich in den 42 Forderungen an die Politik, welche der UBV am 16. Jänner 2025 an den Präsidenten
des Nationalrates für alle Abgeordneten (Nationalräte wie Bundesräte) überreichte. Der UBV will, dass die Fragen zu den Bauern, zur Ernährungssicherheit und damit zu Unabhängigkeit in vielen
Fragen aus dem parteipolitischem Gezänk herausgelöst werden. Der Präsident des Nationalrates, Dr. Walter Rosenkranz will dieses Ansinnen unterstützen.